Mein eigener Garten – Die besten Tipps zum Sparen bei Pflanzen und Blumen: Was im Gartenmarkt teuer ist, gibt es auf Friedhöfen und am Wegesrand kostenlos: Töpfe, Blumen, Gräser und Sträucher, alles umsonst.
Wer Beete und womöglich den ganzen Garten bepflanzen will, lernt schnell, dass eine Primel zwar 50 Cent kostet, ein Beet so aber mühelos 200 Euro Blumen-Geld schlucken kann. Die Bepflanzung eines Gartens kostet – eine Menge. Dabei lässt sich bei der Gartenbepflanzung sehr gut sparen:
Je nach Jahreszeit: Gratispflanzen
Es ist schier unglaublich, was auf dem Friedhof weggeworfen wird. Sobald die „Saison“ vorbei ist, bepflanzt oder bestückt der Grabpfleger das komplette Grab neu. Das heißt auch, dass im Regelfall völlig gesunde, meist noch in voller Pracht blühende Blumen ausrangiert werden. Sträucher müssen weichen, sobald sie zu groß sind.
In und an den Kompostierbehältern auf Friedhöfen lässt sich daher vieles für den Garten umsonst besorgen. Es ist etwas mühsamer, weil die meisten Friedhöfe mit Autos nicht befahren werden dürfen. So muss man die Pflanzen per Hand oder (ausleihbarer) Schubkarre zum Parkplatz transportieren.
Und ein wenig Gelassenheit sollte man mitbringen. Das ist meist auch der Grund, warum ungeduldig Geld zum Gartenmarkt gefahren wird – nur: auch dort gibt es natürliche Pflanzen nur in der pflanzbaren Form. Und für das Anpflanzen braucht es halt sowieso etwas Geduld. Manches geht an, manches nicht. Wenn der deutsche Sommer zu trocken oder zu feucht und kühl ausbricht, hilft auch nicht der teure Gartenmarkt-Container.
Warum also nicht das nehmen, was sowieso weggeworfen wird? Retter der Blumen und Sträucher: Ökogewissen und Schnäppchenjäger, das passt hier zusammen.
Winter: Gestecke und Heide
Winterzeit auf dem Friedhof ist die Zeit der Gestecke, aber die sind schnell out. Schon im Januar beginnen die meisten die Gräber von Wintergräsern, Erika und Gestecken zu säubern. Wenn all diese roten, weißen, rosa- und lilafarbenen Heidesträucher wieder eingepflanzt würden, wäre Deutschland eine Lüneburger Heide.
Auch die Gestecke lassen sich meist wieder verwenden. Auseinander gepflückt können drahtbewehrte Tannenzapfen, Dekostreifen, Dekokugeln oder dekorative Wurzelstücke für eigene Herbst- oder Weihnachtsgestecke oder zur Garten- und Beetdeko benutzt werden.
Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Krokusse, Schneeglöckchen
Frühling ist vor allem die Zeit der Zwiebelblumen. Schon im Februar fangen die Übereifrigen an, erfrorene, weil viel zu früh ausgesetzte Primeln, Narzissen, Hyazinthen, Tulpen, Krokusse, Osterglocken, Schneeglöckchen, Perlhyazinthen auszusortieren – alles muss weg, weil nun ja das Grab völlig umgestaltet wird (neue Primeln und Stiefmütterchen sind jetzt die Renner).
Zugegeben: Zwiebelblumen sind die Ausnahmen von der Goldenen Friedhofs-Regel, die besagt, dass meist quicklebendige Blumen ausgemustert werden. Sie sind fast immer verblüht und sehen etwas mickrig aus. Aber das macht ja nichts, weil sie im nächsten Jahr wiederkommen. Man muss sie auch nicht unbedingt in ein Beet pflanzen: Ein wenig Rasen abheben und ein paar der gesammelten Zwiebeln hinein, Rasen wieder drüber – im Sommer sieht man nichts mehr davon, der Spielrasen bleibt Spielrasen. Aber im nächsten Frühling kommen dann überall Blumeninseln hervor, und das zu einer Jahreszeit, in der noch fast nichts blüht. Und sie kommen wieder – Zwiebelblumen sind hart im Nehmen, sie kämpfen sich durch den härtesten Lehmboden an die spärliche Frühlingssonne.
Kostenlos: Vergissmeinnicht, Primeln und Stiefmütterchen
Ab März/April beginnt dann die Zeit der weggeworfenen Vergissmeinnicht, Primeln und Stiefmütterchen. Auch hier fragt sich der Spaziergänger, warum es überhaupt noch jemanden gibt, der selbige kauft. Die Kompostbehälter auf den Friedhöfen quellen damit über. Vergissmeinnicht kommen jedes Jahr wieder, Primeln, die in allen Farbschattierungen zu finden sind, sind auch fast unverwüstlich. Stiefmütterchen gibt es als Ziervariante mit den großen Blütenblättern, die den Winter nicht überleben, oder als „Ackervariante“, mit den kleinen Blüten, die sich selbst aussähen. Die Stiefmütterchen, die weggeworfen wurden, sehen ein wenig zerquetscht aus, erholen sich aber schnell und blühen fast immer noch ein bis zwei Monate im Garten, wenn sie regelmäßig gegossen werden.
Sommer- und Herbstblumen umsonst, Ziergräser und Sträucher für Schnäppchenjäger
Sommer und Herbst ist auf dem Friedhof die Saison von Fuchsien, Eisbegonien, Myrrhe, Lavendel, Ziersalbei, Ringelblumen, Hortensien, Chrysanthemen, Ziergräsern, Bodendeckern in allen Formen und so weiter – und all dies wird weggeworfen, wenn es nur ein wenig unansehnlich ist. Oder meistens sogar nur, weil die neue Bepflanzung aufs Grab soll.
Dass ganze Sträucher entsorgt werden, hat meist den einfachen Grund, dass sie für ein Grab zu groß geworden sind: Rhododendren, Azaleen, Buchsbäumchen, Koniferen – sie alle findet man putzmunter auf dem Komposthaufen wieder. Im Übrigen graben auch die Friedhofsgärtner größere Sträucher aus, so dass man auf dem zentralen Kompostierplatz, der auf fast allen Friedhöfen offen zugänglich ist, auch schon größere Sträucher und Bäumchen ergattern kann. Die klassischen Ziersträucher Azaleen und Rhododendren sind oft unkomplizierter und „unkaputtbarer“ als Koniferen, die eigentlich aussehen, als wären sie durch nichts zu erschüttern: Lebensbäumchen oder Thuja gehen trotz intensiver Pflege am neuen Standort oft ein, wenn sie vorher ein wenig länger ausgegraben und im Trockenen gelegen haben.
Wenn die Friedhofsgärtner bei den Gräbern die jahreszeitlichen Bepflanzungswechsel vornehmen, sind auf dem Zentralkomposthaufen eines Friedhofs übrigens gleich tonnenweise Primeln, Stiefmütterchen und Erika aufgeschichtet.
Forsythien, Eiben, Flieder, Blumentöpfe
Ebenfalls zusammen mit den Blumen und Pflanzen entsorgt werden die dazugehörenden Töpfe, nicht nur Plastikcontainer, sondern auch qualitativ hochwertige Ton-Blumentöpfe. Es gibt Schalen, die – weil sie schon sehr nach Friedhof aussehen – sicherlich nicht jedermanns Sache sind. Aber auch jede Menge Keramik- und Ton-Blumentöpfe in allen Formen bis zur mittleren Größe findet man in und an den Kompostbehältern.
Übrigens muss man auch gängige und robuste Sträucher und Bäumchen nicht im Gartenmarkt kaufen: Forsythien, Eiben, Stechpalmen, Hartriegel, aber auch Sommerflieder, echter Flieder, Weide, Götterbaum oder Essigbaum, Birke oder Ahorn gibt es überall wild. Sie säen sich in solcher Vielzahl aus oder haben derart viele Triebe, dass man bedenkenlos am Wegesrand oder in der freien Landschaft kleinere Ableger davon ausgraben kann. Diese wilden Ableger und Triebe Sträucher und Bäume sind so unkompliziert, dass sie die Verpflanzung problemlos überstehen.